Dies führt zur Entwicklung seiner Idee eines «transzendentalen Idealismus», der besagt, dass wir die Welt, das Ding an sich, nicht so wahrnehmen, wie sie an und für sich ist, sondern wie sie durch unsere kognitiven Fähigkeiten vermittelt wird.
Im zweiten Teil seiner Kritik der reinen Vernunft, in den Antinomien der reinen Vernunft, zeigt Kant eindrücklich, was passiert, wenn sich die Vernunft von Anschauung und Verstand loslöst. Denn dann wird sie unweigerlich in Fragen verwickelt, die sie nicht beantworten kann:
1.) Hat das Universum einen Anfang und ist endlich, oder bestand sie schon immer und ist unendlich?
2.) Besteht die Welt aus zusammengesetzten, einfachen Teilen oder nicht?
3.) Ist in der Welt alles vorherbestimmt oder gibt es echte Freiheit?
4.) Gibt es Gott oder nicht?
Kant gibt jeweils für beide, sich widersprechende Thesen plausible Beweise, was jedoch zeigt, wie verloren die menschliche Vernunft ist, wenn sie solche Fragen zu beantworten versucht.
Nach Kant sind diese Fragen in der Theorie unbeantwortbar, haben jedoch in der Praxis, in der praktischen Philosophie, Relevanz und bestimmen unsere Lebensweise maßgeblich.
Der kategorische Imperativ besagt, dass Handlungen moralisch sind, wenn sie auf allgemeingültigen Prinzipien zurückgeführt werden könnten, die für alle vernünftigen Menschen gelten.
Oft wird der kategorische Imperativ mit der goldenen Regel verglichen: «Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.»
Kant geht mit seinem kategorischen Imperativ jedoch viel weiter als die Goldene Regel:
Es geht bei der moralischen Beurteilung der Motiv hinter einer Handlung nicht nur darum, was für einen selbst gut ist, sondern was für alle Menschen, die Gesellschaft gut wäre und daher als allgemeines Gesetz gelten könnte.
Kant argumentiert damit gegen utilitaristische und konsequentialistische Ansätze:
Um eine Handlung moralisch zu beurteilen, sollte man nicht ihr Ergebnis bewerten, sondern die Gründe, die Absichten oder den Willen hinter dieser Handlung.
Ein daraus folgender wichtiger Aspekt in Kants Ethik ist seine Betonung der Autonomie und der Würde des menschlichen Willens.
Kant argumentiert, dass die Moralität einer Handlung nicht von äußeren Faktoren wie den Folgen oder den Wünschen anderer abhängen sollte, sondern vom freien und rationalen Willen des Handelnden. Autonomie bedeutet für Kant, dass wir uns mit Blick auf das Ganze der Menschheit selbst als Gesetzgeber unserer moralischen Prinzipien verstehen und uns nicht einfach den äußeren Zwängen oder den Wünschen anderer unterwerfen.
Darüber hinaus betont Kant die Idee der moralischen Pflicht, die unabhängig von persönlichen Neigungen oder Interessen ist. Moralische Handlungen sollten aus dem Gefühl der Verpflichtung gegenüber dem moralischen Gesetz erfolgen, nicht aus egoistischen Motiven oder dem Streben nach Belohnung.