Die «Kritik der Urteilskraft» für Kant
Für Kant behandelt die Philosophie zunächst zwei Bereiche: den theoretischen der reinen Vernunft und einen praktischen, d.h. Ethik, Rechts- und Religionsphilosophie.
Damit die sinnliche und die moralische Welt, also Natur und Freiheit nichtunversöhnlich nebeneinanderstehen, bedarf es einer Vermittlungsinstanz.
Diese Vermittlung ist für Kant die Urteilskraft, die das Besondere im Allgemeinen erkennt.
Mit der dritten Kritik soll nicht nur zwischen Natur und Freiheit vermittelt werden, sondern sie versucht auch Phänomene wie das Schöne in Natur und Kunst, das Genie, das Organische und die systematische Einheit der Natur mit Hilfe eines Konzepts der Urteilskraft zu klären.
Die Urteilskraft hat zwei Formen:
Eine bestimmende und eine reflektierende.
Die bestimmende Urteilskraft subsumiert etwas Besonderes unter ein gegebenes Gesetz bzw. Regel, während die reflektierende zum gegebenen Besonderen das Allgemeine finden soll.
Zweckmäßigkeit
Für Kant ist die Zweckmäßigkeit der zentrale Begriff, der die Leistung der reflektierenden Urteilskraft und ihre Vermittlung zwischen Natur und Freiheit bezeichnet.
Wird etwas als zweckmäßig angesehen, betrachtet man die Phänomene als Ganzes und geht von einem Zweck des Ganzen aus.
Dabei ist die Zweckmäßigkeit der Natur für Kant die a priori angenommene Erwartung, die Natur strukturiert und nicht chaotisch vorzufinden.
Geschmack
In seiner kritischen Begründung der Ästhetik untersucht Kant den Geltungsanspruch ästhetischer Urteile.
Wer zu ästhetischen Urteilen über das Schöne fähig sei, beweise Geschmack. Geschmacksurteile sind subjektiv und empirisch auf einen Einzelfall, eine Landschaft, ein Kunstwerk bezogen: «Das Geschmacksurteil ist also kein Erkenntnisurteil, mithin nicht logisch, sondern ästhetisch, worunter man dasjenige versteht, dessen Bestimmungsgrund nicht anders als subjektiv sein kann.»
Subjektive Allgemeinheit
Obwohl Geschmacksurteile nicht beweisbar sind, beanspruchen sie, allgemein zustimmungsfähig zu sein, richten sich also auf eine Allgemeingültigkeit und sind entsprechend formuliert: «Das Bild ist schön.», nicht: «Das Bild ist für mich schön».
Sie beanspruchen Allgemeingültigkeit, insofern sie «das Wohlgefallen an einem Gegenstande jedermann ansinne(n).»
Im Gegensatz zu wissenschaftlichen und moralischen Aussagen haben ästhetische Urteile für Kant keine objektive, sondern eine subjektive Allgemeinheit.
Wie in den vorhergehenden kritischen Werken nimmt Kant hier eine Mittelstellung zwischen rationalistischen und sensualistischen Positionen ein. Von der Ästhetik Alexander Gottlieb Baumgartens, der in Geschmacksurteilen eine niedere Form des Erkennens sah, grenzt er sich ebenso ab wie von Edmund Burke, der diese auf ein bloßes Gefühl zurückführte.
Das Schöne und das Erhabene
Kant unterscheidet im analytischen Teil der KdU, welcher sich der Ästhetik widmet, zwischen dem Schönen und dem Erhabenen. Beide gliedern sich wiederum in freie Schönheit und anhängende Schönheit beziehungsweise das mathematisch Erhabene und das dynamisch Erhabene.
Das Genie
Mit seiner Lehre des Genies ergänzt Kant seine Lehre vom ästhetischen Urteil um eine Theorie der «schönen Kunst».
Er folgt in seiner Theorie der Kunstpraxis nicht mehr dem alten Nachahmungsprinzip (Mimesis), wie es z. B. noch von Baumgarten vertreten wurde, sondern legt den schöpferischen Prozess ins Subjekt. Allerdings heißt dies noch nicht, dass von nun ab der Mensch gleichsam aus sich heraus die Gegenstände der Kunst hervorbringe.
Vielmehr ist das Genie mit einer Naturbegabung versehen, welche ihm eine große Einbildungskraft und Originalität verleiht. Das Genie ist kein gesellschaftliches Wesen, sondern vielmehr ein Naturwesen, welches in der Gesellschaft lebt. So gibt Kants Ansicht nach die Natur vermittels des Genies der Kunst ihre Regeln.
Das Moment des Genialen ist für Kant zwar eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung der Möglichkeit schöner Kunst. Der Künstler ist nicht bloßes Organ der Natur, sein Tun ist «Hervorbringung durch Freiheit» und schließt eine «künstliche» Komponente ein. Diese kommt dadurch zu ihrem Recht, dass Kant als zweite produktionsästhetische Komponente den Geschmack einführt, der die Vermittlung von Einbildungskraft und Verstand leiste.
Quelle: Wikipedia
Weitere Informationen
Mehr Informationen zur Kritik der praktischen Vernunft findest Du auf Wikipedia.
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